Swytch-an-rotem-Fahrrad-160
Markt & Hersteller Ra(d)tgeber

Insider-Tipps zum Kauf erschwinglicher E-Bikes, Teil 1

Lesezeit etwa 9 Minuten

Perfekt für preisbewusste Käufer in wirtschaftlich unsicheren Zeiten: Entdecke in unserer E-Bike-Artikel-Serie Expertentipps, wie du kostengünstig an ein E-Bike kommst und was zu beachten ist. Teil 1: Nachrüstung.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und einem zunehmenden Bewusstsein für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel erfreut sich das E-Bike immer noch größerer Beliebtheit. Doch bleibst du vielleicht aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage skeptisch und fragst dich, wie du dir ein E-Bike leisten kannst, ohne dein Budget zu sprengen?

Diese dreiteilige Reihe bietet dir einen tiefen Einblick in die Welt der erschwinglichen E-Bikes und gibt wertvolle Tipps, wie du dein Traum-E-Bike zu einem erschwinglichen Preis finden kannst.

Swytch an rotem Fahrrad
MTB mit einem Umbausatz zum E-Bike gemacht.

Nachrüstung eines Fahrrads zum E-Bike

Das Upgrade deines aktuellen Fahrrads zu einem E-Bike kann eine kostengünstige Option sein, um die Vorteile eines elektrischen Antriebs zu genießen. Die Nachrüstung eröffnet neue Möglichkeiten, indem sie die gewohnte Fahrraderfahrung mit der Unterstützung eines Elektromotors kombiniert.

Ich selbst habe einige Erfahrungen mit solchen Umbauten gesammelt: 2011 habe ich eines meiner Fahrräder zu einem E-Bike umgebaut. Was ich damals nicht wusste: Es gibt eine wichtige Sache zu beachten, die enorm ins Geld gehen kann!

Haftung

Nach aktueller Rechtsauffassung in Deutschland wird derjenige, der ein Fahrrad zu einem E-Bike umbaut zum Hersteller und haftet für alle Schäden in diesem Zusammenhang! Das ist wohl einer der Gründe, warum E-Bike-Umrüstungen in den letzten Jahren an Bedeutung verloren haben.

Jedoch gibt es auch Hersteller, denen diese Problematik bewußt ist. Einer davon ist Swytch aus Großbritannien. Damit Händler und Werkstätten nach der Umrüstung nicht für Schäden haften müssen bietet Swytch eine Betriebshaftpflichtversicherung an.

Swytch hat im deutschsprachigen Raum nach eigenen Angaben bereits mehrere tausend Kits verkaufen können, knapp 60.000 Kunden stehen aktuell in Deutschland auf der Warteliste. Um diesen Kunden zum E-Bike verhelfen zu können und auch in Kontinentaleuropa weiter expandieren zu können, haben die Londonder kürzlich rund 3,9 Millionen Euro von verschiedenen Investoren eingesammelt, um die Aufstockung der Lagerbestände für das Swytch-Kit zu ermöglichen – einen Umbausatz, der jedes Fahrrad zu einem Bruchteil der Kosten eines neuen Pedelecs in ein E-Bike verwandelt.

Swytch GO Aufbau
Schematischer Aufbau Swytch GO.

Zur Wahl stehen aktuell zwei Varianten: AIR und MAX, im Frühjahr 2024 kommt zudem das GO-System auf den Markt. Die unverbindliche Preisempfehlung für AIR und MAX liegt bei 549 Euro bzw. 625 Euro, das GO-Kit soll 499 Euro kosten. Das System selbst hat im Jahr 2023 einen Red-Dot-Design-Award gewonnen.

CEO Oliver Montague: „Dies ist eine aufregende Zeit für Swytch. Die Verbraucher suchen nach erschwinglichen und nachhaltigen Transportmöglichkeiten. Das Swytch-Kit ist eine ideale Lösung für diejenigen, die bereits ein Fahrrad besitzen, aber die Vorteile der elektrischen Energie nutzen möchten, um ihre Reichweite und den Komfort des Radfahrens zu erhöhen. Das Geld aus der Finanzierungsrunde löst unser Problem der langen Lieferzeiten, die in der Vergangenheit eine Wachstumsbremse waren. Ab 2024 wird die Verfügbarkeit für Kunden – sei es durch Online-Bestellung, sei es durch Kauf beim Händler – somit entschieden verbessert.“ 

Sicherheit & Qualität

Bei der Wahl eines E-Bike-Umrüstkits sind, neben dem Preis, aber auch die Themen „Sicherheit & Qualität“ wichtig. Denn was nützt der billigste Umbau, wenn zum Beispiel der Akku nicht über die wichtigen Sicherheitsfeatures verfügt? Ist also ein billiger Umbausatz in Wirklichkeit brandgefährlich?

Nein, sagt Oliver Montague, Gründer und Geschäftsführer vom Fahrrad-Nachrüster Swytch Technology. Solange die Herkunft stimmt, muss sich seiner Meinung nach niemand sorgen machen. Wie Käufer einen sicheren Akku erkennen, was er zur Pflege empfiehlt und warum er mehr Verantwortung beim Akkukauf fordert verrät er im Interview.

Oliver Montague, Gründer und Geschäftsführer von Swytch Technology

Bei Swytch hast du jeden Tag mit euren eigenen Akkus zu tun, Oliver. Ist dir bei der Arbeit manchmal etwas mulmig?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe manchmal eher das Gefühl, dass das Thema in den Medien zum Teil dramatischer dargestellt wird als es eigentlich ist. Unsichere Akkus waren vielleicht vor 30 Jahren mal ein Problem, aber die Technik hat sich enorm weiterentwickelt und ist äußerst zuverlässig geworden. Das Batterie-Management-System [-> E-Bike FAQ: Was ist ein BMS?] im Inneren sorgt etwa dafür, dass sich Lithium-Ionen-Akkus bei zu hohen oder niedrigen Außentemperaturen oder Spannungen selbst abschalten. In den Medien ist zwar manchmal von Akkus zu lesen, die anfangen zu brennen, bei der millionenfachen Verbreitung ist das aber ein verschwindend kleiner Teil. Viel problematischer finde ich es, wie oft noch ungeprüfte Akkus in Umlauf geraten.

Was meinst du genau?
Ich meine damit, dass sich jeder ganz einfach die billigsten Akkus aus Asien bestellen und online weiterverkaufen kann. In Deutschland ist die Einfuhr und der Weiterverkauf zwar gesetzlich geregelt, aber auf den bekannten Verkaufsplattformen im Internet findet man trotzdem immer wieder etliche Anbieter von fragwürdigen Akkus. Hier würde ich mir noch mehr Kontrolle durch die Behörden wünschen. Und auch mehr Verantwortung von den Käufern. Es lohnt sich einfach nicht, einen Akku mit fragwürdiger Herkunft zu kaufen, nur um ein paar Euro zu sparen. Zumal gute Akkus nicht teuer sein müssen.

Woran erkennen Käufer im Internet denn einen guten Akku?
Ich würde solche Technik immer direkt beim Hersteller des Geräts kaufen, in das der neue Akku soll. Dann ist man auf der sicheren Seite. Die Produktion wird bei den Unternehmen ziemlich streng überwacht. Bei uns in England übernimmt die Kontrolle etwa die staatliche Trade Organization. Wer jedoch auf Ebay und Co. besteht, sollte sich den Anbieter genau anschauen. Welche Angaben gibt es zum Akku? Lässt sich die Produktion zurückverfolgen? Schließt der Händler den Umtausch aus? Letzteres ist vor allem interessant, weil ein solcher Akku die erste Zeit einwandfrei funktionieren kann und erst später ein Defekt entsteht.

Und wie macht sich ein Defekt bemerkbar?
Hinweise, dass ein Akku defekt ist, gibt es verschiedene: Wird er plötzlich viel wärmer als gewöhnlich? Entlädt er sich manchmal schlagartig? Hat er irgendwo eine Beule, etwa nach einem Sturz? In solchen Fällen empfehle ich immer, ihn von einem Experten anschauen zu lassen oder direkt auszutauschen. Irgendwann macht sich zwar auch bei Qualitätsprodukten der natürliche Verschleiß bemerkbar, aber generell haben die Produkte der etablierten Hersteller mit der richtigen Pflege eine sehr lange Lebensdauer.

Im Winter nutzen viele Leute ihr E-Bike ja länger nicht. Was empfiehlst du hier und was hast du generell für Pflege-Tipps?
Wer ein Gerät länger nicht benutzt, wie etwa E-Bikes im Winter, sollte regelmäßig den Ladestand kontrollieren. Ansonsten kann es zu einer Tiefenentladung kommen und der Akku ist hin. Allgemein sollten Akkus nicht allzu großer Wärme oder Kälte ausgesetzt werden, wobei es hier aber auch auf die Nutzungsart ankommt. Der Akku einer E-Zigarette, die im Winter in der Jackentasche steckt, kann durch den Frost beeinträchtigt werden. Bei E-Bikes ist die Sache unproblematischer – im Sommer kühlt sie der Fahrtwind und im Winter bleiben sie durch die natürliche Erwärmung auf der richtigen Temperatur.

Wird es in Zukunft Alternativen zu Lithium-Ionen-Akkus geben?
An Möglichkeiten zur Energiespeicherung arbeiten Forscher schon lange. Akkus auf Basis von Nickel, Kalzium oder Vanadium könnten in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Allerdings ist es bisher noch nicht ganz gelungen, die Effizienz von Lithium zu erreichen. Da Lithium aber immer teurer wird, gehe ich davon aus, dass es über kurz oder lang eine Alternative geben wird. Bis dahin werden uns Lithium-Ionen-Akkus noch einige Jahre begleiten. Und beim richtigen Umgang auch sicher und zuverlässig sein.

Zusammenfassung

Ein erster Schritt für den Umbau des eigenen Fahrrads zum E-Bike ist die Auswahl des passenden Nachrüstsatzes, der zum Fahrrad und deinen Anforderungen passt. Verschiedene Motoren und Batterien bieten unterschiedliche Leistungsstufen und Reichweiten. Es ist wichtig, ein qualitativ hochwertiges Kit auszuwählen, das den geltenden Sicherheitsstandards entspricht. Am einfachsten geht das, wenn man alle Komponenten des Kits aus einer Hand kaufen kann. Denn dann kann man sicher sein, das die Teile aufeinanden abgestimmt sind.

Die Installation erfordert oft mehr als nur grundlegende mechanische Fähigkeiten. Aber nicht nur deshalb sollte man sich an einen Fachbetrieb wenden, der den Umbau vornimmt. Denn dieser übernimmt auch die Haftung für das Endprodukt, was er zum Beispiel über eine entsprechende Versicherung abdecken kann.

Die Umwandlung deines herkömmlichen Fahrrads in ein E-Bike ermöglicht nicht nur zusätzliche Geschwindigkeit und Unterstützung beim Treten, sondern auch ein umweltfreundlicheres Pendeln und längere Fahrten ohne Ermüdung. Es ist oftmals günstiger, geht aber manchmal mit einem weniger natürlichen Fahrgefühl einher. Jedoch ist der Umbau, verantwortungsbewusst vorgenommen, ein sehr guter Einstieg ins Thema E-Bike. Das haben meine Erfahrungen mit dem eigenen E-Bike-Umbau und die anspruchsvolle Tour von Frankfurt am Main nach Berlin mit einem umgebauten E-Bike gezeigt.

[Text: [at] & Swytch Technology, Fotos: Swytch Technology]

Alle Artikel dieser Serie

Insider-Tipps zum Kauf erschwinglicher E-Bikes, Teil1: Nachrüstung

Insider-Tipps zum Kauf erschwinglicher E-Bikes, Teil 2: Billige Asien-E-Bikes

Insider-Tipps zum Kauf erschwinglicher E-Bikes, Teil 3: Online-Schnäppchen

Insider-Tipps zum Kauf erschwinglicher E-Bikes, Teil 4: Gebrauchtkauf

Insider-Tipps zum Kauf erschwinglicher E-Bikes, Teil 5: Bike-Leasing

Newsletter-Abo-Motiv-Fatbike
Alexander Theis
Letzte Artikel von Alexander Theis (Alle anzeigen)