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E-Bikes S-Pedelec

Erstaunliche Eurobike E-Bikes, Teil 4: Aska Speed-Pedelec

Lesezeit etwa 10 Minuten

Wartungsarm, komfortabel, schnell: Das Aska S-Pedelec.

Auf der Eurobike 2022 in Frankfurt konnte ich eines der aufsehenerregendsten E-Bikes für euch zur Probe fahren: Das Aska Speed-Pedelec aus Belgien!

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Aska S-Pedelec

Was ist ein Speed-Pedelec?

Ein Speed-Pedelec ist ein E-Bike, das bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützt. Deshalb gilt es als Kraftfahrzeug. Um ein S-Pedelec im öffentlchen Straßenverkehr legal bewegen zu dürfen braucht man ein Versicherungskennzeichen und muss mindestens den Führeschein Klasse „AM“ besitzen. Darüber hinaus benötigt das S-Pedelec einen Spiegel sowie seitliche Rückstrahler, Tagfahrlicht und Hupe. Zusätzlich besteht die Pflicht zum Tragen eines „geeigneten Helms„.

Warum sind S-Pedelec in Deutschland so selten?

Während in den Beneluxländern und der Schweiz die schnellen Pedelecs oder E-Bikes 45 schon seit langem eine beliebte Mobilitätsalternative vor allem für Pendler sind, sind S-Pedelecs in Deutschland immer noch Nischenprodukte.

Dabei ist die Helmpflicht oder die Versicherungspflicht nicht unbedingt das Problem. Problematisch sind die Einschränkungen der Nutzung. So dürfen E-Pedelecs durch die Einstufung als Kraftfahrzeuge keine Radwege benutzen, die nicht auch für Mofas freigegeben sind. Eine löbliche Ausnahme gibt es in Tübingen.

Zusätzlich dürfen mit S-Pedelecs beispielsweise keine Waldwege oder Feldwege befahren werden, was die paktische Nutzung im Alltag deutlich einschränkt. Man muss bei der Routenplanung schon umdenken: Ich stand schon öfter mit dem S-Pedelec an einer Stelle, wo ich mit dem „normalen“ Pedelec hätte weiter fahren dürfen.

Das macht S-Pedelecs besonders für Pendler, die weitere Strecken mit dem E-Bike in annehmbarer Zeit zurücklegen wollen, in Deutschland uninteressant – und die Nutzung des Autos attraktiver.

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Weitere Informationen
Eindrücke vom Aska Speed-Pedelec auf der Eurobike

ASKA S-Pedelec

Aska ist, trotz des skandinavisch anmutenden Namens, ein belgisches Unternehmen. Beim Aska E-Bike stand das Thema „Wartungsarmut“ ganz weit vorne im Lastenheft der Entwickler.

Durch die Nutzung eines wartungsarmen Pinion-Getriebes (C 1.9), das die Antriebskraft per wartungsarmen Gates-Riemen weiterleitet, kann ein Neodrives-Antrieb verwendet werden. Der Neodrives ist ein getriebeloser Motor – also praktisch wartungsfrei. Doch damit nicht genug:

Wie bei anderen Premium-E-Bikes sind die Züge und Leitungen im Alu-Rahmen verlegt. Selbst bei diesem scheinbaren Detail haben die Konstrukteure das Thema „Wartungsarmut“ bedacht: Die Rahmenteile, unter denen die Züge verlaufen, sind verschraubt und können deshalb einfach und schnell geöffnet werden. Das gilt auch für das Lampengehäuse, das neben gleich zwei (!) „IQ-X 150 lux“ von Busch & Müller auch die Elektronik beherbergt.

Dem Fahrkomfort kommt berade beim S-Pedelec eine besondere Bedeutung zu. Denn durch die höhere Geschwindigkeit entfalten Stöße durch Fahrbahnunebenheiten eine viel größere Kraft. Deshalb ist das Aska-S-Pedelec voll gefedert. Das Heck wird von einem Öhlins TTX Air Trunnion 165-Dämpfer gefedert, während vorne eine „Selva C“-Gabel vom Formula ihren Dienst verrichtet. Man kann zur Abstimmung zwischen 4 Federhärten wählen und auch die Dämpfung feinjustieren.

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Einstellmöglichkeiten an der Selva C-Gabel

Wie fährt das Aska S-Pedelec?

Das Aska S-Pedelc ist nicht das erste S-Pedelec, das ich fahre. In der Vergangenheit konnte ich gleich mehrere Stromer fahren und seit ein paar Jahren nutze ich ein Speed-Pedelec von Stevens. Das jedoch auf Grund der oben genanten Einschränkungen und des, ich muss es leider sagen, enttäuschend schwachbrüstigen Bosch-Motors nicht so oft zum Einsatz kommt, wie ich dachte. Doch das E-Bike von Aska ist das erste vollgefederte S-Pedelec mit dem ich unterwegs bin.

Nach dem Einstellen der passenden Sattelhöhe und einer kurzen Einweisung am Stand von Aska auf der Eurobike kann es los gehen.

Pinion-Schaltung

Schon beim Antreten fällt mir die kraftvolle Unterstützung und vor allem das sensible Ansprechen des Antriebs auf. Nach dem Einfädeln in den Verkehr auf der Teststrecke wechsle ich zunächst in den dritten Gang.

Die Gänge rasten sauber ein, die Gangwahl des Pinion-Getriebes erfolgt per Drehgriff, man muss man dabei jedoch nicht umgreifen: Denn es stehen am Testbike „nur“ 6 Gänge zu Verfügung, die jedoch gerade für den Einsatz am S-Pedelec völlig ausreichend sein sollten.

Rahmenlayout

Ich biege auf der Testtrecke nach links ab – und muss direkt bremsen: Eine freundliche Ordnerin regelt den Verkehr – Besucher der Eurobike queren hier den Weg in eine andere Halle.

Die ideale Gelegenheit für einen Stehversuch. Der gelingt, Dank des breiten Lenkers, der ausgewogenen Gewichtsverteilung und der bequemen, lockeren Sitzhaltung auf dem des Aska in Zusammenspiel mit dem nahezu perfekt abgestimmten Drehmomentsensor, fast mühelos.

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Cockpit des Aska S-Pedelec mit etwas grobschlächtigen Tastern des Neodrives-Antrieb

Vortrieb

Die Sperrung hat den Vorteil, dass der Weg vor mir jetzt frei ist. Ich trete kraftvoll in die Pedale und das Aska katapultiert mcih nach vorne. Der Fahrer, der neben mit mir einem Lasten-E-Bike steht, hat natürlicherweise keine Chance gegen die in der Spitze beim Aska versammelten 1.200 Watt. Das ist genau die Leistung, die ich von einem S-Pedelec erwarte!

Schräglagenfreiheit

Doch die Gerade ist zu kurz um den Speed lange zu genießen: Ich bin auf dem Weg zur Parkhausauffahrt, die auf der Eurobike in Frankfurt eine Steigung simulieren soll. Die Auffahrt ist jedoch keine Rampe, sondern eine Spirale. Das ist zwar nicht gut für hohe Gewschwindigkeiten, aber immerhin kann ich so die Schräglagenfreiheit beim Pedalieren testen. Urteil: Vollkommen ausreichend!

Mehrfach verringere ich die Geschwindigkeit und trete wieder kräftiger, der Neodrives drückt sofort wieder kraftvoll los – auf dieser kurzen Steigung bringe ich ihn bei weitem nicht an seine Grenzen.

Bremsen

Auf dem Weg zum obersten Parkdeck überhole ich zwei oder drei Pedelec fahrende Besucherinnen, der Hinterradnabenmotor schafft das souverän. Oben angekommen breitet sich das Parkdeck vor mir aus, ein Blick nach hinten zeigt: Der nächste Testfahrende ist noch weit hinter mir.

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Zeit, die Bremsperformance anzutesten. Ich bringe das Bike auf Geschwindigkeit und lange in die Formula Cura4 Enduro-Bremsen von Formula. Die vier Kolben pressen die Beläge gut dosierbar an die Scheiben, die Verzögerung liegt auf hohem Niveau.

Handlichkeit

Der Stehversuch zu Beginn ist das eine. Doch wie wendig ist das Aska-E-Bike? Besonders beim schnellen Pedelec gilt es, eine gute Balance zwischen vertrauenserweckender Stabilität und quirliger Handlichkeit zu wahren.

Auf dem leeren Parkdeck stehen ein paar Lichtmasten, um die ich Kreise und Achter drehe. Dabei zeigt sich das Aska trotz breiterer Reifen (gefühlt) handlicher als das Stevens Triton, wohl auch ein Verdienst des breiten Lenkers.

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Das Aska Spee-Pedelec

Topspeed & Reichweite

Am anderen Ende des Parkdecks wartet die Spirale nach unten. Eigenlich hatte ich vor, das E-Bike hier mal richtig auf Schräglagentempo zu bringen. Doch der Belag der Parkhausabfahrt weckt wenig Vertrauen, so das ich es lieber langsamer angehe.

Unten angekommen geht es nach einer kurzen Rechtskurve auf eine Gerade. Hier kann ich dem Aska-E-Bike mal so richtig die Sporen geben. In der höchsten Unterstützungsstufe schiebt der Neodrives scheinbar mühelos an, die Gänge sind schnell durchgeschaltet. Die Anschlüsse passen sauber, der Schub scheint endlos zu sein – bis die Elektronik an der Unterstützungsgrenze sanft eingreift und weiterem (elektrischen) Vortrieb
ein Ende macht.

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Neodrives-Nabenmotor & Gates-Riemen

Selbstverständlich könnte man selbst aus eigener Kraft noch schneller fahren. Die Fahrwiderstäde bei 45 km/h sind jedoch enorm, das halten wohl nur austrainierte Sportler lange aus. Ottilie oder Otto Normalverbraucher können dagegen mit dem Aska-Speed-Pedelec fast mühelos 45 km/h erreichen- und auch halten!

Damit der Spaß am Speed auch lange anhält, vertraut Aska auf einen Akku mit 950 Wattstunden Kapazität. Nach meiner Erfahrung mit dem Stromer ST2S mit 983 Wh-Akku halte ich 70 km Reichweite, bei nicht allzu bergigem Gelände, auch in maximaler Unterstützungsstufe für machbar.

Fahrkomfort

Am Ende der Geraden will ich den Fahrkomfort des Aska testen. Doch das ist auf dem sehr ebenen Gelände der Messe Frankurt nicht so einfach. Die Fugen, Kanaldeckel und flachen Bordsteinkanten die ich finden kann bringen das Fahrwerk des Aska nicht in Bedrängnis, geben aber einen kleinen Eindruck davon, wie stabil und doch komfortabel das Fahrwerk abgestimmt ist.

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Öhlins-Dämpfer

Das ist auch kein Wunder, schließlich ist der Protagonist im Videoclip von Aska auch auf Waldwegen unterwegs und da braucht es ein gutes Fahrwerk. In Belgien darf man übrigens mit dem S-Pedelec auf Waldwege – Belgien, du hast es da besser!

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Fazit Fahrbericht Aska S-Pedelec

Das Aska S-Pedelec beherrscht die Grundanforderungen an ein S-Pedelec: Es ist kräftig, schnell, und hat dank großem Akku eine gute Reichweite. Das vollgefederte Fahrwerk hebt stellt es gegenüber anderen S-Pedelecs heraus. Ein Fully ist besonders bei schnellen E-Bikes ein Segen. Soweit auf der kurzen Runde feststellbar, haben die Ingenieure und Entwickler sehr gute Arbeit geleistet. Durch die mannigfaltigen Möglichkeiten bei der Abstimmung besonders der Gabel ist bei der Ersteinrichtung Sorgfalt und Geduld gefragt. Doch das wird sich auszahlen.

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Die Idee, Rahmenteile als Abdeckung für Züge und Leitungen zu verschrauben gefällt mir gut. Ebenso die Wartungsarmut des gesamten E-Bikes. Besonders Ganzjahresfahrer werden das zu schätzen wissen. Ganzjahresfahrer haben meist auch die Erfahrung, in aller Regel auch den passenden Führeschein, und hoffentlich auch die erforderliche charakterliche Reife, um mit diesem Hammer-Bike verantwortungsvoll richtig Spaß zu haben.

Das Design des Aska ist sicher nicht jedermanns Sache. Für mich scheint es, gerade in silbergrau, fast wie einem „Mad Max“-Film entsprungen. In rot wird der Eindruck etwas sanfter, in grün gefällt mir persönlich das E-Bike am besten.

Ob Federung, Schaltung und Antrieb sich im Alltag bewähren, würde ich gerne mal auf meiner Teststrecke klären.

Was kostet das Aska Speed-Pedelec?

Rahmenfertigung in Belgien, hochwertige verbaute Komponenten und großer Akku: Das Aska S-Pedelec bewegt sich mit 8.999 € (Stand: 09/2022) am oberen Ende der Preisskala für ein E-Bike.

Dank Dienstrad-Leasing könnte es für viele trotzdem erschwinglich sein – wenn sich denn ein Händler finden würde: Aktuell ist das Aska nur in Belgien erhältlich.

Doch man arbeitet an der Ausweitung der Händlerschaft. Welcher E-Bike-Händler sein Profil mit einer Marke, die wirklich nicht an jeder Ecke steht, schärfen möchte: Ich stelle gerne den Kontakt her.

Mehr Infos zum Aska E-Bike gibt es online auch in deutscher Sprache.

Teile der Serie „Erstaunliche Eurobike E-Bikes“

In dieser kleinen Serie erschienen bisher folgende Artikel:

1. Urtopia E-Bike mit Carbon-Rahmen

2. Urban E-Bike Honbike U4

3. Velomobil Hopper aus Augsburg

4. Aska S-Pedelec

5. Lemo One Bike +

[Text:[at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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