Im Test musste das Tiefeinsteiger City-Ebike aus dem Direktversand zeigen, was es für weniger als 1.200€ zu kaufen gibt.
Auf der einen Seite Verkehrswende, auf der anderen Seite Wirtschaftskrise: Viele Menschen würden gerne auf ein E-Bike umsteigen, können – oder wollen – aber die meist aufgerufenen Preise von mehr als 2.500€ nicht aufbringen.
Da kommen günstige Offerten aus dem China-Onlinehandel oftmals gerade recht. Doch ist billig auch gut und worauf muss man beim Online-Kauf vorbereitet sein?
Nach dem Engwe P26 stellt sich nun das Fafrees F28 Pro dem Test bei VeloStrom.
Bestellung & Lieferung
Wier auch das Engwe P26 wird das Fafrees nur online verkauft, unser Testbike wurde bei buybestgear* bestellt. Im Shop von buybestgear gibt es einige E-Bikes, doch nicht alle Pedelecs sind StVZO-konform: Entweder weil sie mehr als 250 Watt leisten, oder weil man sie elektrische fahren kann, ohne Treten zu müssen. Gut, dass der Shop eine Schnellauswahl, z.B. nach Antriebsleistung, bietet.
Hat man das passende E-Bike gefunden verläuft der Bestellvorgang reibungslos. Buybestgear verspricht einen Versand innerhalb von 3 Werktagen, das Pedelec soll in 7-10 Werktagen ankommen. Das klappt natürlich nur, weil der Versand aus einem Lager in der EU erfolgt: Buybestgear unterhält ein Lager in Polen und eines in der Tschechischen Republik.
Fünf Tage nach der Bestellung klingelt der Lieferant an der Tür und verkündet mir strahlend, dass er ein Fahrrad für mich auszuliefern hätte. Beim Blick in den Laderraum des Transporters stockt mir schier der Atem: Der Karton mit dem Fafrees liegt auf der Seite auf einem kleinen Kartonberg!
Auf meinen Hinweis, dass das Bike stehend transportiert werden muss, grinst der Fahrer etwas verlegen und stellt den Karton hochkant. Das macht es auch nicht besser…
Aufbau
Das diese Behandlung dem Fafrees F28 Pro* nicht geschadet hat, ist einzig und alleine der wirklich vorbildlichen Verpackung zuzuschreiben. Nach dem Herausheben aus dem Karton, was am besten zu zweit gelingt, dauert das Entfernen des Verpackungsmaterials fast länger als der Aufbau.
Wie schon beim Engwe P26 müssen Lenker, Pedale, das vordere Schutzblech und die vordere Lampe (ebenso wie die hintere ohne KBA-Nummer) montiert werden. Im Lieferumfang ist ein Multi-Tool dabei, das einen recht vertrauenserweckenden Eindruck macht. Ich nutze trotzdem mein Werkzeug. Für den Aufbau lasse ich mir Zeit, nach 45 Minuten steht ein wirklich schickes Tiefeinsteiger E-Bike auf dem Hinterbauständer vor mir.
Eigentlich könnte jetzt die erste Fahrt folgen. Doch nach dem Einschalten geht das große Display [->Was ist ein Display bei eine Pedelec?] nach wenigen Minuten wieder aus. Auch das Entfernen des Akkus und die Kontrolle aller Stecker nutzt nichts.
Also beschließe ich, den Akku einfach später über Nacht zu laden, obwohl die Akkuanzeige im Display 100% Ladezustand ausweist.
Vorbereitungen zur ersten Probefahrt
Währenddessen bringe ich die Reifen auf den richtigen Luftdruck. Das Fafrees F28 Pro wird mit CST Classic Otis geliefert. Die sind, die großen Markierungen auf den Flanken zeigen es, E-Bike-Ready und verfügen über einen Panneschutz des Levels 5. Die Reflexstreifen machen die Verwendung von Speichenreflektoren überflüssig, trotzdem sind welche im Lieferumfang dabei.
Beim Einstellen der passenden Sattelhöhe stoße ich auf ein Problem, das ich auch schon vom EngweP26 kenne: Laut Datenblatt ist das Fafrees F28 Pro für FahrerInnen von 155 bis 198 cm geeignet. Ich selbst bin 179 cm groß. Doch selbst mit bis zur letzten Markierung ausgezogenen Sattelrohr reicht es für meine Beinlänge nicht, um die Höhe des Selle Royal Sattels ergonomisch passend einzustellen.
Ergonomisch passend jedoch lässt sich das Cockpit einstellen: Die Lenkerhöhe kann über den winkelverstellbaren Vorbau [-> Was ist ein Vorbau?] angepasst werden.
Technische Hürden
Ein E-Bike lässt sich ja auch ohne E-Unterstützung fahren – auch wenn das viele nicht glauben. Eingedenk der Problematik der Schaltung beim Engwe P26 beschieße ich deshalb, die erste kleine Probefahrt ohne Akku zu machen.
Schon auf den ersten Metern bemerke ich den unrunden Lauf des Vorderrads. Ein genauerer Blick zeigt eine kleine Beule, da ist also offenbar der Schlauch oder der Reifen nicht richtig montiert. Vorsichtshalber lasse ich etwas Luft aus dem Vorderrad.
Beim Anhalten fiel mir auf, dass die mechanischen Bremsen erschreckend wenig Wirkung zeigten. Da muss ich also auch noch einmal ran.
Und auch die Ketten-Schaltung [-> Was ist eine Kettenschaltung?] braucht etwas Zuwendung: Zwar funktionieren die Gänge 1 bis 6 problemlos, doch der siebte Gang lässt sich nicht einlegen.
Wieder in der Garage baue ich das Vorderrad aus, entferne Reifen und Schlauch, rücke das Felgenband gerade, baue alles wieder zusammen, pumpe auf – und habe ein rund laufendes Vorderrad.
Die Bremsen stelle ich an den Rändelschrauben so ein, dass der Hebelweg kürzer wird. So liegen die Beläge früher an den 160 mm Scheiben an. Die Wirkung wird so deutlich besser.
Das Problem mit dem 7ten Gang hatte tatsächlich die gleiche Ursache wie beim Engwe P26: Der Schutzbügel für das Schaltwerk ist schlicht zu kurz und hindert die Schaltung daran, die Kette auf das 7te Ritzel zu heben!
Beim Engwe dachte ich ja noch, dass es sich hier um einen Ausnahme gehandelt hat. Das jetzt beim Fafrees F28 Pro das gleiche Problem noch einmal auftaucht, lässt mich ziemlich sprachlos zurück.
Nachdem ich den Schutzbügel entfernt habe, lässt sich auch der 7te Gang einlegen.
Probefahrt
Am nächsten Morgen ist der Akku mit 522 Wh Kapazität geladen, sicher im Rahmenschloss gesichert. Die erste Probefahrt ins Büro steht an. Die Gepäcktasche ist links am Gepäckträger eingehängt. Der Träger darf mit maximal 25 kg belastet werden – da bleibe ich locker drunter. Fafrees spricht auf der Website von 120 kg zulässiger Zuladung.
Nach der Aktivierung des Antriebs an der kleinen Bedieneinheit am linken Lenkerende bootet das System. Das große Display bleibt dieses mal an, also kann es losgehen.
An den gummierten Tasten am linken Lenkerende stelle ich wie immer zunächst die Unterstützungsstufe eins ein und fahre los. Der Antrieb unterstützt nach etwa 1,5 Kurbelumdrehungen eher verhalten, so wie ich das von einem Hinterradnabenmotor eines E-Bikes dieser Preisklasse erwarte.
Die Bremsen funktionieren jetzt auch deutlich besser, wenngleich sie von der Wirkung hydraulischen Scheibenbremsen natürlich deutlich nachstehen. Es ist also defensive Fahrweise angesagt.
An der Bordsteinkante federt auch die einfache Teleskop-Stahlfedergabel [-> Was ist eine Teleskop-Federgabel?] mit 80mm Federweg etwas. Angesichts der schmalen 1,75 Zoll-Bereifung erscheint mir die Gabel sinnvoll, die am rechten Gabelholm blockiert werden kann [-> Was ist „Lock-out“?]
Verhalten des Antriebs
Es geht bergab, die 7 Gänge der Kettenschaltung sind mit dem großen „Plus-Taster“schnell durchgeschaltet. In Richtung „leicht“ für die Bergaufgänge geht es mit dem Hebel.
Am ersten Halt vor der Einfahrt in die Hauptstraße stelle ich die Unterstützung auf Stufe 5. Jetzt komme ich beim Anfahren mit dem Schalten kaum hinterher, so zügig geht es bis zur Unterstützungsgrenze von 25 km/h voran. Der Hersteller hat die Übersetzung eher kurz gewählt, das beutet hohe Kadenzen (-> Was ist „Kadenz“?], ich finde das gut. Die Geräusche vom Hinterradnabenmotor empfinde ich als nicht sehr störend.
Auf dem Radweg geht es jetzt durch eine kleine Senke und danach bergauf zur Brücke über die Autobahn. Das Farfrees F28 Pro wird in der Senke zügig schneller als 25 km/h, auf der darauffolgenden Steigung setzt der Antrieb erst leicht verzögert nach Unterschreiten von 25 km/h wieder ein – und läuft kurz nach, wenn man mit dem Treten aufhört. Beim rechts Abbiegen auf die Brücke muss ich also etwas mit den Bremsen nachhelfen.
Fahrverhalten in Kurven
Nach der Fußgängerbrücke geht es kurvig bergab. Hier verlangt das Fafrees F28 Pro Konzentration und Nachdruck am Lenker: Das Vorderrad wird etwas unruhig, womöglich weil ich durch die aufrechte Sitzposition (ich habe den Vorbau maximal nach oben gestellt) zu wenig Last auf das Vorderrad bringe und zudem eineseitig Last am Gepäckträger hängt.
Zudem habe ich das Gefühl, dass sich das gesamte Pedelec, trotz des großen Knotenblechs, das als Rahmenverstärkung zwischen Sattel- und Rahmenrohr eigeschweisst ist, verwindet. Ganz besonders fällt mir das bei dem nachfolgenden scharfen Rechtsknick auf.
Antrieb an leichter Steigung
Nach der Kurve geht es in einer leichten Steigung länger bergauf. Der Hinterradnabenmotor schiebt mich im 6ten Gang bei maximaler Unterstützungsleistung mit 25 km/h bergauf, das ist super!
Die Unebenheiten des Radweges werden vom komfortablen Sattel in Zusammenarbeit mit der Federgabel akzeptabel gedämpft. Natürlich gibt es sensibler ansprechendere Gabeln, doch die sind in E-Bikes eingebaut, die deutlich teurer als das Fafrees sind.
Die Sitzposition ist aufrecht und passt gut zu dieser Art E-Bike. Die geschraubten Handgriffe fassen sich gut an. Ich geniesse die Fahrt in den Morgen, und bin gespannt, wie sich das Fafrees F28 Pro an der nächsten Schlüsselstelle, der schnellen Abfahrt, schlagen wird.
Die auf dem Weg dorthin wartenden Brückenauffahrten lassen sich im 4ten Gang in 5ter Unterstützungsstufe gut meistern, doch die Geschwindigkeit sinkt rascher, als ich das von E-Bikes mit Mittelmotoren gewohnt bin. Doch ist das in dieser Preisklasse nicht anders zu erwarten.
Der Motor wird nur über die Kadenz angesteuert. Das bedeutet: Drehen sich die Pedale hilft der Motor, unabhängig von der eingebrachten Trittkraft, passend zur eingestellten Unterstützungsstufe, mit.
Dieses Verhalten ist absolut legal und wird von vielen Menschen geschätzt. Beispielsweise wenn keine Kraft mehr aufs Pedal gebracht werden kann.
Fahrverhalten bei starkem Gefälle
Schließlich erreiche ich mein Test-Gefälle: Der Weg verlauft zunächst gerade bergab bis zu einer scharfen Rechtskurve, danach geht es länger und steiler bergab und am Ende der Gefällestrecke muss stark verzögert werden, um die folgende Linkskurve sicher durchfahren zu können.
Das Pedelec von Fafrees nimmt zügig Geschwindigkeit auf, da haben die schmalen Reifen sicher einen großen Anteil dran. Zum Verzögern vor der Rechtskurve braucht es einen starken Zug an den Bremshebeln. Die Bereifung von CST vermittelt in Schräglage im Trockenen subjektiv wenig Vertrauen, zudem kommt etwas Unruhe ins Fahrwerk.
Wieder aufgerichtet nimmt das Bike wieder zügig Tempo auf, 36 km/h sind schnell erreicht. Angesichts der Bremswirkung bremse ich deutlich früher als beispielsweise mit dem Fatbike Himiway Zebra, das über hydraulische Scheibenbremsen verfügt.
Beim Bremsen mit dem Fafrees F28 Pro ist wieder ein sehr starker Zug an beiden Hebeln nötig, zudem sind deutliche Verwindungen des Rahmens spürbar. Das E-Bike macht deutlich, das es für diese Fahrweise nicht gebaut ist und eher eine gemächlichere vorzieht.
Für den Rest der Fahrt ins Büro beschließe ich deshalb, touristischer zu fahren. Und siehe da: Entspannt und artgerecht bewegt macht das Fafrees F28 Pro Spaß. Im Büro angekommen habe ich nach 16 Kilometern noch vier von 5 Balken Akkukapazität, der Rückweg sollte also kein Problem sein.
Antrieb an starker Steigung
Das Gefälle von heute früh wird auf der Fahrt in den Feierabend zur Steigung, die ohne Mitnahme von Schwung angefahren werden muss. Das Fafrees F28 Pro hält sich tapfer, erst kurz vor Erreichen der Linkskurve sinkt die Geschwindigkeit von 25 km/ deutlich auf 20 km/h. Auf dem folgenden Steilstück sinkt der Speed weiter, so dass ich schließlich im ersten Gang mit 13,5 km/h über die Kuppe komme.
Zum Vergleich: Mit dem Engwe P26 komme ich mit 14,3 km/h oben an. Beim Himiway Zebra waren es, locker tretend im 3ten Gang 18 km/h, beim Himiway Cruiser waren es 20 km/h, beim Jeep Fatbike MHFR7100 an gleicher Stelle 14,5 km/h.
Überraschung Schiebehilfe
Auf dem Heimweg gehe ich noch kurz im Supermarkt einkaufen. Als ich danach losfahren will, merke ich, dass ich vergessen habe, vor dem Halten in den ersten Gang zu schalten. Ich bin wohl in letzter Zeit zuviel Nabenschaltung gefahren.
Wie nahezu jedes Pedelec verfügt auch das Fafrees F28 Pro über eine Schiebehilfe, die das Fahrrad bis maximal 6 km/h ohne Pedalieren beschleunigt. Beim F28 Pro ist diese Schiebehilfe außergewöhnlich gut über einen kleinen, gut erreichbaren Hebel am rechten Lenkerende erreichbar.
Das kommt mir jetzt beim Anfahren im hohen Gang sehr gelegen, und ich bin überrascht über den Nachdruck der Schiebhilfe in der 5ten Unterstützungsstufe. Kann es sein…? Ich halte direkt an und probiere es noch einmal. Und tatsächlich bestätigt sich meine Vermutung: Die Schiebehilfe beschleunigt das Fafrees F28 Pro bis 25 km/h, ohne das ich treten müsste! Das Problem: Im Bereich der StVZO ist das so nicht zulässig. [-> Welche technischen Anforderungen muss ein Pedelec erfüllen?]. Ich vermute ein Konfigurationsproblem in der Software, immerhin gelten außerhalb von Europa andere Regelungen. Also steige ich ab und schiebe nach Hause. Zum Glück sind es nur wenige hundert Meter.
Eine Nachfrage beim Support ergibt, dass der Vortrieb der Schiebehilfe nicht auf 6 km/h begrenzt werden kann.
Fazit
Das Fafrees F28 Pro ist ein günstiges, schickes, routiniert verarbeitetes E-Bike. Das etwas Nacharbeiten (Schaltung, Bremsen) beim Aufbau nötig sind, ist bei einem reinen Online-Vertriebsmodell nicht ungewöhnlich. Das bei unterschiedlichen Fahrrädern (Engwe, Fafrees) beim Schaltwerk der „gleiche Fehler ab Werk“ eingebaut ist, verwundert mich jedoch.
Die etwas stumpfen mechanischen Scheibenbremsen und die Leistung des Antriebs passen zur Preisklasse. Bedenklich finde ich die deutlich spürbaren Verwindungen des Rahmens, auch wenn ich bei Fahrtestes die, laut Website, maximal zulässige Zuladung von 120 kg nahezu ausgenutzt habe. Wer leichter ist oder weniger Ladung transportiert, dem fällt das möglicherweise nicht auf.
Durch die Schiebehilfe, die das E-Bike ohne Pedalieren bis auf 25 km/h beschleunigt, ist das Fafrees F28 Pro leider nicht konform zu den aktuell geltenden Regelungen und darf im öffentlichen Straßenverkehr in Deutschland nicht bewegt werden.
[Text:[at], Fotos: VeloStrom]
gestellt.
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